Ein wichtiger Schritt für mehr Sicherheit im Umgang mit verunfallten Elektrofahrzeugen
Elektrofahrzeuge gehören längst zum Alltag in Werkstätten und auf den Höfen vieler Abschleppunternehmen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Fälle, in denen Fahrzeuge nach einem Unfall mit beschädigten Hochvoltsystemen, unklaren Warnmeldungen oder Wassereinwirkung bei Ihnen ankommen. Und genau dann stellt sich häufig die Frage: Wie gehe ich damit jetzt wirklich sicher um?
Die neue Handlungsempfehlung des Verbands der Automobilindustrie (VDA) gibt darauf endlich eine klare Antwort – praxisnah, abgestimmt und von über 20 Verbänden gemeinsam entwickelt.
Für Fachbetriebe bedeutet das vor allem eines: spürbar mehr Sicherheit und Verlässlichkeit im täglichen Umgang mit E-Fahrzeugen.
Warum diese Empfehlung jetzt so wichtig ist
Mit der wachsenden Zahl an Elektrofahrzeugen steigen auch die Unsicherheiten: Kann eine beschädigte HV-Batterie später noch reagieren? Wann besteht tatsächlich Brandgefahr? Was darf der Abschleppdienst, und was gehört zwingend in die Werkstatt?
Die VDA-Empfehlung schafft hier eine gemeinsame Grundlage – und räumt viele Missverständnisse aus dem Weg. Sie:
beschreibt, wie Risiken erkannt und sinnvoll eingeordnet werden,
erklärt, wer in welcher Phase verantwortlich ist,
und legt fest, wann ein Fahrzeug transportiert, abgestellt oder überwacht werden muss.
Damit hilft das Dokument nicht nur Abschleppbetrieben oder der Feuerwehr – sondern vor allem den Werkstätten, die am Ende die technische Verantwortung übernehmen.
Was die Empfehlung beinhaltet – ein verständlicher Überblick
Die vollständige Fassung umfasst über 30 Seiten. Da Sie diese Ihren Lesern separat als Download bereitstellen, hier nur die wichtigsten Inhalte in einer kompakten Form:
1. Verantwortlichkeiten werden sauber getrennt
Ein Punkt, der in der Praxis oft zu Diskussionen führt: Wann endet der Aufgabenbereich der Feuerwehr – und wann beginnt der der Werkstatt?
Die Empfehlung beschreibt das klar: Übergeben wird erst dann, wenn keine akute Gefahr mehr besteht, dokumentiert z. B. über das vfdb-Protokoll.
2. Eine Risikomatrix erleichtert die Ersteinschätzung
Auf Seite 20 findet sich eine übersichtliche Matrix, die von „geringem Risiko“ bis „erhöht“ reicht – je nachdem, ob z. B.:
Airbags ausgelöst haben,
Wasser in die Batterie eingedrungen sein könnte,
Verformungen sichtbar sind,
oder bereits Hitzeeinwirkung stattgefunden hat.
Sie zeigt auch, wann eine Quarantänefläche empfohlen wird. Ein echter Mehrwert für Betriebe, die täglich Entscheidungen unter Zeitdruck treffen müssen.
3. Klar geregelte Qualifikationen
Die Empfehlung macht deutlich, welche Aufgaben nur von speziell geschultem HV-Personal übernommen werden dürfen. Für Abschleppdienste reicht meist FuP 1S, während Werkstätten für Diagnosen und HV-Arbeiten FHV 2S oder 3S benötigen.
4. Transportregeln: Was ist erlaubt – was nicht?
Auch das Thema ADR wird verständlich erklärt. Wichtig zu wissen:
Viele beschädigte E-Fahrzeuge dürfen ganz regulär zur Fachwerkstatt transportiert werden.
Einschränkungen gibt es nur, wenn die HV-Batterie tatsächlich als kritisch einzustufen ist.
Das schafft echte Planungssicherheit.
5. Besondere Fälle wie Überflutung oder Brand
Moderne Fahrzeuge sind besser geschützt, als vielfach angenommen. Dennoch: Verzögerte Reaktionen in der Batterie sind möglich – vor allem nach Wassereinwirkung oder massiver Hitze. Auch hierzu liefert die Empfehlung klare Hinweise, ohne Panik zu verbreiten.
6. Dokumentation – ein Muss
Werkstätten profitieren von nachvollziehbaren Vorgaben zur Dokumentation, unter anderem:
Übergabeprotokoll (MB 06/12)
Temperaturprotokoll (MB 06/13)
Fotos und ergänzende Notizen
Gerade gegenüber Versicherern und Sachverständigen ist das ein echter Vorteil.
Was bedeutet das konkret für Werkstätten?
Kurz gesagt: Mehr Orientierung, weniger Unsicherheit.
Werkstätten erhalten:
Klare Prozesse, die intern sauber abgebildet werden können,
mehr rechtliche Sicherheit, da die Empfehlung mit DGUV und BG Verkehr abgestimmt wurde,
bessere Zusammenarbeit mit Abschleppunternehmen und Versicherern,
und eine professionellere Außenwirkung, weil Entscheidungen auf einer bundesweit anerkannten Grundlage basieren.
Fazit: Ein Standard, der die Branche wirklich weiterbringt
Die neue VDA-Handlungsempfehlung setzt einen wichtigen Meilenstein. Sie ist kein theoretisches Papier, sondern ein praxistauglicher Leitfaden, der im Tagesgeschäft tatsächlich hilft – gerade dort, wo Unsicherheit bislang groß war.
Für Werkstätten bringt sie Struktur, Transparenz und ein gemeinsames Verständnis aller Beteiligten. Kurz: Ein Dokument, das man kennen sollte.
Download der vollständigen Handlungsempfehlung: https://www.heni-werkzeuge.de/cms/download/181/